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Kalender 2019, September – Science Fiction

„Der Weltraum – unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs ‘Enterprise’, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung fünf Jahre lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen …” – Wer kennt nicht dieses berühmte Intro zur amerikanischen Kultserie ‚Raumschiff Enterprise‘? Seine wenigen Worte beschreiben treffend die typischen Merkmale des Genres Science Fiction: Science Fiction spielt üblicherweise in der Zukunft, der Mensch hat sich mit Hilfe fortgeschrittener Technologien in den Weltraum erhoben, und dieser unbekannte, unendliche Raum ist Schauplatz spannungsgeladener Abenteuer. Spannungselemente im Science Fiction sind die Menschen mit ihren typischen menschlichen Konflikten (z.B. ‚Krieg der Sterne‘), die Technologien mit der Möglichkeit ihres Versagens (z.B. ‚2001 – Odyssee im Weltraum‘), die animalisch-triebhaften und dem Menschen überlegenen Außerirdischen (z.B. ‚Alien‘) oder Naturkatastrophen wie Meteoriteneinschläge auf der Erde (z.B. ‚Armageddon‘).
Die Faszination für das Genre ist ungebrochen. Es erhebt sich die Frage: Welche menschlichen Grundbedürfnisse werden im Science Fiction angesprochen und im Film befriedigt? Nach Grawe (1998) lassen sich hier vier Grundbedürfnisse anführen:

  1. Das Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle: Der Mensch lüftet die Gesetze des zunächst unbekannten Weltraums, um potenzielle Bedrohungen effektiv abwehren zu können (vgl. ‚Armageddon‘).
  2. Das Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung: Die Neugierde beflügelt das menschliche Entdeckerherz und trägt es hinaus in eine aufregend neuartige Welt (z.B. ‚Star Trek‘).
  3. Das Bindungsbedürfnis: Der Mensch lotet im Science Fiction das Spannungsfeld von Beziehungsmustern aus, die andersartig zu den gewohnten sind (z.B. ‚E.T‘).
  4. Das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung: Der Mensch zelebriert stolz seine technologischen Geniestreiche. (Dieses Element ist in vielen Filmen Ausgangs- und/oder Endpunkt spannender Verwicklungen).

Eine neuere Strömung des Science Fiction experimentiert mit der Nichtbefriedigung der psychologischen Grundbedürfnisse. Repräsentativ dafür steht der Film ‚Cube‘ des kanadischen Jungregisseurs Vincenzo Natali. In diesem Film finden sich fünf höchst unterschiedliche Charaktere nach jeweils kurzer Bewusstlosigkeit in einer gewaltigen, labyrinthartigen Würfelstruktur wieder. In den einzelnen Räumen sind perfide Todesfallen installiert. Für die eingeschlossenen Menschen beginnt ein Kampf auf Leben und Tod. Orientierung und Kontrolle sind unter hohem Einsatz nur sukzessive und extrem lückenhaft zu erhaschen. ‚Unlustvermeidung‘ misslingt trotz verzweifelter Versuche, der Situation zu entkommen. Die Beziehungen der Menschen untereinander scheitern. Der menschliche Geniestreich des ausgetüftelten Würfels wird zur sinnentleerten Bedrohung. Die reduzierte und zugleich endlose Welt des Würfels ist atmosphärisch dicht, absurd und äußerst beklemmend.

Quellen/Sources:

  • Originaltext aus dem Kalender 2005 / Original text from the Calendar 2005
  • Grawe, K. (1998). Psychologische Therapie. Göttingen: Hogrefe.
  • Bild/Picture: © cherezoff – Fotolia.com

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